Die Lӛsung #8: Welt-Exegese

In der aktuellen Ausgabe der Lӛsung kommentiert Pfalzgraf auf pianistische und literarische Weise seine Kollegen, andere Medien und sich selbst. Und er wird kommentiert, von Kollegen, der Stimme aus dem Off und natürlich von Ihnen, liebes Publikum!

» bisweilen erscheint es dem wanderer, als sei dieser berg überzogen von einer grünen haut, und als sei die natur überhaupt nichts anderes als ein grüner, in der ferne bläulich verblassender überzug auf dem gestein; und dann wieder denkt es ihn, dass ja auch die vegetation nichts anderes ist als eine komplexere organisationsform von gestein, wenn man so will. was ist eine pflanze anderes als ein lebender, wachsender stein? und demnach, so denkt es ihn, konnte man die natur begreifen als etwas, das sich selbst kommentiert, indem sie sich mit immer neuen und immer komplexeren schichten ihrer selbst überzieht. alles was ist, eine einzige anmerkung zur aussage: planet erde. auf dem flüssigen kern sitzen immer festere, geformte gesteinsschichten, darauf wachsen pflanzen als überzug, und sie unterscheiden sich nur durch ihre baupläne. Ihre bestandteile sind die selben elemente. und von diesen pflanzen ernähren sich die tiere, die ihrerseits lediglich ein belag auf den pflanzen sind, und kommentieren jene, indem sie sie anbauen und stutzen. und an den stränden liegen die tiere, wie ornamente derselben, wie laufende hunde und mäander, menschenmaßwerk. und wenn die tiere und pflanzen sterben, geben sie wiederum einen schlichteren kommentar ab in form ihrer bestandteile, werden zu öl oder kohle, aus denen dann andere tiere abermals ornamente in form von leuchtendem rauch und rasendem metall schaffen werden.«

Stephan Pfalzgraf : Piano und Text
Gäste : Anastasia Churbanova, Jan Dittmann, Johannes Hamm