Das Tagebuch als Kunstform übt eine eigentümliche Faszination aus: Es befriedigt einerseits voyeuristische Triebe mit dem Versprechen, einen Einblick in einen Alltag zu bieten, während sich andererseits alle Beteiligten immer schon bewusst sind, dass es sich um eine Inszenierung handelt.

Diese Konstellation zu erkunden war die Grundidee dieses Projekts. Inwiefern ist es möglich, das täglich Erlebte einzubinden, umzuformen in etwas Lyrisches, es gar zur Blaupause eines Plots und zur Inspiration für ästhetische Reflexionen zu machen?

Sich ein Arbeitsritual von einhundert Tagen aufzuerlegen war die nächste interessante Aufgabe: Jeden Tag muss ein kleiner Text fertig werden und darf im Nachhinein nicht mehr grundlegen revidiert werden. Wie schlägt es sich z.B. in der Erzählung nieder, wenn der Autor eine Corona-Infektion durchmacht?

Außerdem war das Projekt eine gute Gelegenheit, die Wirkung eines der Sprache unterliegenden Silbenmetrums zu erkunden: Was verändert sich, wenn dieser Ryhtmus sich wandelt?

Das Tagebuch ist über Sommer und Herbst 2022 entstanden.

Bisher ist nur eine Online-Version verfügbar (eine physische Variante ist in Arbeit). Über den Pfeil am rechten Rand des Bildschirms kann weitergeblättert werden.

einen Teil der Texte habe ich im Sommer 2022 Live aufgeführt: