Die Lösung ist eine 27-teilige Reihe von Versanstaltungen im Kazzwoo, die meinen künstlerischen Output der Jahre 2020 bis 2023 dokumentieren. Ziel eines jeden Abends war es, mit Hilfe improvisatorischer Mittel gehaltsästhetische Kunstwerke zu schaffen, die das Wesen der Kunst, der Realität und unserer Welt hinterfragen. Ausgangspunkt ist meist eine einfache Idee, die dann in teils hochkomplexen Arrangements mit viel technischer Ausrüstung, teils in reduzierter Solo-Klavierimprovisation ausgearbeitet wird. Da das (von vorneherein unerreichbare) Ziel der Reihe ist, jeweils das Rad komplett neu zu erfinden, sind die Ideen sehr divers:
#1 ist eine Vertonung expressionistischer Gedichte
#2 eine Parabel der Entstehung der Welt von der Ein- bis zur Vielstimmigkeit
#3 die Verinigung von Technospiritualität und Esoterik
#4 eine Harmonie-Lehre-Vorlesung nach einem selbsterdachten System
#5 ein Variationenwerk in Jazz und Klassik
#6 die Verbindung von Sportmoderation und Klavierimprovisation
#7 reine Klavierimprovisation
#8 eine Meditation über das Kommentieren als künstlerische Praxis
#9 die Erfindung eines über Töne gelenkten Marionetten-Orchesters
#10 ein Piano-Battle in der Tradition der Cutting Contests der 30er Jahre
#11 eine ästhetische Auseinandersetzung mit der Politisierung der Künste
#12 die Verbindung von Popmusik mit dem klassischen Formideal
#13 die Erfindung eines „Klaviermusikdramas“ inkl. Improvisation der Leitmotive
#14 die „Zerstörung“ unerträglicher neoklassischer Klaviermusik
#15 musikalischer Dadaismus
#16 ein Workshop für die kommende Apokalypse
#17 der Neubeginn nach der Apokalypse mit einfachsten Mitteln
#18 die Erfindung einer überlegenen Musik-Kultur (Ethno-Punk)
#19 eine Meditation über die Zerstörung des Internets
#20 eine Meditation über das Üben
#21 eine unendliche Synthesizer-Melodie
#22 der Versuch, das Wohltemperierte Clavier zu improvisieren (Modulation)
#23 die „KI-Generierung“ der Werke nicht-existenter Künstlerinnen
#24 eine Untersuchung der Verbindung von Musik und Sprache
#25 – #27 reine Klavierimprovisationen
Die Lösung #27 Klavierimprovisation
Die Lösung #26 Klavierimprovisation (Audio in BearbeitunG)
Die Lösung #25 Klavierimprovisation
Stephan Pfalzgrafs Klavierimprovisationen beziehen ihre formale Kraft und Tonsprache aus der klassischen Tradition und ihren spielerischen Drive aus dem Jazz.
Eine Melodie fällt, gleich den letzten blonden Blättern auf den feuchtgesogenen Asphalt. Sie fällt in einem dunkelroten Abendlicht, das hinter allem glüht, ein Wandteppich aus morschen Akkorden. Spätjahresfäden ziehen sich duftend nach Erde und Nebel hinauf in die zweite Melodie, die nun kraftlos und sanft steigt und das Gemüt in eine bange Hoffnung auf Einkehr hebt. Der Regen. Beide Melodien streiten. Sie lassen einander nicht sein. Durchtränkt von Kälte formt sich etwas Neues aus den beiden, andere Gedanken blitzen auf, doch immer wieder fallen, steigen die bekannten Stimmen ab und auf und mischen sich. Der Regen geht, die Wolken ziehen weiter, Erschöpfung dimmt die Dämmerung; erste Lichter auf den Wegen, in den Wagen blitzen auf. Die erste Melodie beginnt sich nun von neuem, fast geläutert, ganz erschöpft, herauszuwinden aus dem Duft von nassem Laub. Die zweite Melodie taucht auf, und jetzt ist etwas anders: Beide schwingen in der selben Harmonie, doch ohne ihr Wesen zu leugnen. Die Nacht ist eingetreten. Behaglichkeit rinnt aus den Häusern, die umschmiegt von beiden Melodien safrangelbe Lichter in die Dunkelheit entsenden.
Der große Beitrag des Jazz in die Musik ist die Entwicklung und Implementierung einer komplexen Improvisationssprache. Diese ist jedoch in den meisten Fällen nahezu formlos – die Soli haben meist keinen Anfang und kein Ende. Das ist zumeist auch nicht nötig, weil die Spielpraxis im Jazz aus der Tanzmusik heraus entstanden ist: Der treibende Rhythmus und der immergleiche Ablauf „Thema – 1. Solist – 2. Solist – 3. Solist – Schlussthema“ erzeugen eine Struktur, in deren Rahmen es für den Zuhörer interessant ist, wie die einzelnen Solisten sie Sprache sprechen, nicht so sehr was sie sagen. In dem Moment jedoch, wo der Jazz endgültig den Übergang zur Kunstmusik macht, wird es auch interessant, nach diesem „was“ zu fragen. Und hier kann die klassische Musiktradition aushelfen, die sich ja als eine Vervollkommnung der Formidee entwickelt hat. Könnte man die Improvisation mithilfe klassischer Formprinzipien in etwas neues transformieren? Oder um es nocheinmal einfacher zu formulieren: Kann man so improvisieren, dass es komponiert klingt?
Lösung # 24 Kratylos
Was ist Harmonie? Wie stehen die Töne miteinander in Beziehung? Was sind die Kräfte, die zwischen den melodischen Stimmen wirken? In diesem Vortrag, der gleichzeitig auch Konzert ist, spielt Stephan Pfalzgraf genau das, was er erklärt – oder – er erklärt genau das, was er spielt. Und dabei soll die Musik hörbar und der Text verständlich bleiben. Die Didaktik muss zur Musikalität finden und umgekehrt. Dies gelingt, indem Pfalzgraf die Phänomene, die er beschreibt, simultan auf dem Klavier spielt.
Die allem zugrunde liegende Thematik ist hier die jahrhundertealte Idee der Universalsprache. Kann es eine Sprache geben, mit der sich alles ausdrücken lässt? Oder in der sich zumindest Musik und ihre Beschreibung verbinden lassen? Vom Sargam der alten Inder zum Solfege des europäischen Mittelalters gibt es viele Versuche, die natürlich alle mehr oder weniger geglückt und gescheitert sind. Geglückt sind sie auf der einfachen Ebene einer Benennung, gescheitert sind sie in dem Ansinnen, eine universelle Verbindung zwischen Zeichen und Bezeichnetem herzustellen . Aber wer weiß – Viellecht gelingt es uns ja heute abend!
Text und Piano – Stephan Pfalzgraf
Lösung #23 – Verschollene Werke ungeborener Künstler
Haben Sie je Barock-Musik von Maria Sophia Bach gehört? Von der Jazz-Saxophonistin Carly Parker?
Der große Vorteil der künstlichen Intelligenz ist ihre Fähigkeit zum Upscaling. Unscharfe Bilder können so scharf gemacht, alte Filme rekonstruiert, und schlechte Audioaufnahmen hörbar gemacht werden. Und die Musikwissenschaft kann damit die Existenzen zu früh verstorbener Künstler und Künsterlinnen rekonstruieren und mit einer hohen Genauigkeit die Werke rekonstruieren, welche sie komponiert hätten. Stephan Pfalzgraf stellt diese Werke nun der Öffentlichkeit vor und spielt sie am Flügel an.
Gäste:
Anastasia Churbanova – Piano
Kristina Shamgunova – Flöte
Lösung #22: Das Wohlimprovisierte Clavier
Stephan Pfalzgraf improvisert in allen Tonarten und erkundet ihre Rückkehr nach C-Dur. Jazz-Klassik-Solo Piano
Tanz mit mir, kosmische Harmonie! Elysäische Stimmen winden sich aus dem bebenden Weltein-Ei. Zwölf Sternbilder am Firmament, jedes eine Nachbarin, jedes ein Gegenüber; sie alle sind verankert nur durch ihre Position im Kreis der Quintbeziehung. Derwische wohnen ihnen ein, erkunden, verorten sich im Wirkteppich der klingenden Felder. Inmitten des Rhizoms, da ragt das große C, ein biotisch kontingentes Zeichen der Verweisung aller aufeinander. Wenngleich der Tanz auch die entferntesten Gefilde der akustischen Sternkarte durchstreift, so kehrt er doch von jedem Punkt des Klangatlas zu diesem C zurück. Es ist Schlüssel ohne Schloss, Souvenir ohne Paris, die unheimliche Heimat.
Lösung #21 Unendliche Melodie
Es ist schwülwarm, der Asphalt glüht noch vom Tage. Sie treten ein. Nehmen Platz. Öffnen Ihre Ohren. Die Melodie ensteht. Aus den kühlen Tiefen des Pianos dringt sie herauf zu uns, umschmiegt uns, schmeichelt, liebkost, kratzt und wühlt auf. Ein letzter Schweißtropfen rinnt Ihnen die gekühlte Stirne hinab. Die Töne mischen sich in Erinnerungsfetzen Ihres Tages. Eine Stunde lang schraubt sich die Melodie durch die Luft, um dann, nach getaner Arbeit sanft im Nichts einer wabernden Stille zu versinken. Was ist geschehen? Sie stehen auf und verlassen die Bar. Die Stadt laboriert noch immer an ihrem Sonnenstich, geleitet Sie müde den Gehsteig entlang. Zwei Blöcke weiter erklingt in Ihrer Erinnerung eine kleine Melodie von vorhin, ein Trugbild dieses Abends. Sie würden Sie sie gerne pfeifen, doch sie ist schon verschwunden, hat sich aufgelöst, wie auch Sie sich auflösen werden unter den Lichtern einer zur Ruhe kommenden Stadt.
Lösung #20 Üben
Musiker verbringen viele tausend Stunden ihres Lebens mit einem Prozess, denn wir „Üben“ nennen. Für eine Stunde aufgeführter Musik sitzt ein Musiker so unfassbar lange in einem Raum mit niemandem außer sich selbst, dass es von außen fast wie eine Torheit erscheint, ein Instrument zu lernen. Warum aber tun es dann so Viele seit Millionen Jahren? Die verblüffende Antwort ist: weil das Üben uns erst zum Menschen macht. Stephan Pfalzgraf nutzt diese nunmehr zwanzigste Ausgabe seiner Reihe „Die Lösung“ um dem seltsamen Phänomen auf die Spur zu kommen – indem er es öffentlich praktiziert. Er tritt den Beweis an, dass dieser fast meditativen Tätigkeit zu folgen auch für Zuhörer hochinteressant sein kann und eine philosophische Tiefe hat. Dies tut er nicht nur, indem er möglichst musikalisch übt und sein Tun kommentiert, sondern auch auf Zuschauerfragen eingeht und den ein- oder anderen Tipp für musikbegeisterte Laien hat.
#19 „Destroy the Internet!“
Mehr dazu hier.
Die Lösung #18 Musikkultur der Nem’Nesch
Grundlegende Konzepte der Musiktheorie und Musikgeschichte anschaulich erörtert anhand der Kontrastfolie einer fiktiven Gesellschaft.
Das wohl herausragende Ereignis der zeitgenössischen Anthropologie war der Kontakt zwischen Hochseefischern und der fiktiven Gesellschaft der Nem’Nesch vorigen Jahres etwa am Übergang von Südpazifik und Südpolarmeer. Inmitten des größten vermeintlich unbewohnten Gebietes der Hohen See fand man, getrieben durch die immer verzweifeltere Suche nach Fischgründen, auf einer bisher unkartografierten Vulkaninsel das hochentwickelte Volk der Nem’Nesch. Wie sich in diesem überschaubaren Staatswesen mit vermutlich einer halben Million „Bürgern“ (die Angemessenheit dieses Begriffes wird disktutiert) eine derart komplexe soziokulturelle Entität entwickeln konnte, ist gegenwärtig noch völlig unklar und beschäftigt praktisch den gesamten Berufstand der Ethnologen und Anthropologen, für den das Problem fehlender entdeckbarer Erdteile und die damit verbundene Langeweile bekanntlich bis vor kurzem noch ein ernsthaftes Problem darstellte.
Schnell ist ersten „altglobalen“ Besuchern (der Begriff soll die Gesamtheit der bisher bekannten, globalisierten Menschheit gegen die Nem’Nesch abgrenzen) aufgefallen, dass die Kultur dieses Volkes, insbesondere seine Musik, in ihrer Machart, Wirkung und Spiritualität von bemerkenswerter Divergenz zur bisher bekannten „altglobalen“ Musik ist. Offensichtlich haben die Nem’Nesch andere Instrumente und Melodien. Aber haben sie auch andere Formen und Tonsysteme?
Prof. Dr. fikt. Franz P. Apfelgasth ist Musiktheoretiker und Musikanthropologe und hat sich für ein Team Forschungsreisender, das sich in den letzten Monaten unter Erlaubnis der Nem’Nesch auf deren Staatgebiet aufhalten durfte, mit der Musik der Nem’Nesch auseinandergesetzt und wird uns in einem Vortrag mit vielen Beispielen diese auf unterhaltsame Weise näher bringen.
Stephan Pfalzgraf – Piano, Vortrag
Mitwirkende:
Christoph Litzinger
Anastasia Churbanova
Bjarne Sitzmann
Christoph Litzinger
Catalina Geyer
Kristina Shamgunova
Die Lösung #17: Anfangen
Ein Jahr braucht einen ästhetischen Anfang. Statt guter Vorsätze empfiehlt das Kazzwoo für 2023: Beginnen wir das Jahr erst einmal mit einer Kontemplation über das Thema „Beginnen“. Was war am Anfang? Was war das erste Wort? Was war mein Antlitz vor meiner Geburt? Braucht es für einen Beginn zunächst ein Ende? Oder muss schon etwas da sein, damit überhaubt begonnen werden kann? Stephan Pfalzgraf nähert sich diesen Fragen wie immer auf unkonventionelle Weise mit Kunst, Literatur und Jazz.
Die Lösung #16: Apocalypse Workshop
Wir leben in Zeiten, in welchen unsere Erwartungen, Überzeugungen und Sicher-heiten aufs Tiefste erschüttert werden. Der Weltuntergang ist als Denkfigur allgegenwärtig. Nicht, dass das je anders gewesen wäre: Gerade das christliche Abendland hat diese Idee in ihrer kulturellen DNA. Allerdings bekommt das alles mit der abermaligen Ankunft der vier apokalyptischen Reiter Krieg, Hunger, Krankheit und Furcht jüngst eine neue Aktualität.
Der Künstler hat sich die Frage zu stellen, wie auf diese Phänomene zu reagieren ist. Nicht durch die Verbreitung politischer Botschaften (das machen die Akti-visten besser), nicht durch das Aufzeigen wissenschaftlicher Erkenntnisse (das machen die Wissenschaftsjournalisten besser) und nicht durch Erbauung und Tröstung (das machen die Psychotherapeuten besser).
Die Kunst herrscht in einem Reich, das diese anderen Disziplinen niemals wirk-lich durchdringen können: die Ästhetische Erfahrung. Und dafür ist ihr jedes Mittel recht. Sie mag sich als Politik ausgeben, als Wissenschaft, als Psychologie und transportiert doch am Ende etwas kategorisch Anderes. Etwas, das in eine Tiefe vordringt, die wir (so die Meinung des Autors) sträflich vernachlässigen. Insofern ist leider davon auszugehen, dass es sich bei dieser Meditation nicht um eine gewöhnliche handeln wird.
Die Lösung #15: Wannwann, Wowo, Dada
Einmal iM Monat war es wieder soWeit geWesen zu sein: kleingesTampfte Tonkaskaden rann(T)en hinauf ins OberststÜbchen, schOben dOrt drOben die birnenfOrmangepassten Strassdamen durchs Fenster, aus weLchem sie schrei(t)end herausFa(l)lterten, Flügel aufspalteten: Gestalten extraOrdinärer SchnÖseligkeit erhOben sich erhAben in den HErr(bst)lichen Himmel. DrUnten auf dem Messplatze stand ein gelbes U-Boot-Klavier, welches per GrammOphon amplifiziert, von 1 rüden Kater gespielt und von Chopin’schen Mazurken durchwirkt, die Aufmerksamkeit der strAcken herbeistrAbanzten tÄnzelenden MÄnge(l) beAnspruchte. Lustig war’s nicht, dafür aber nAcht.
Gatalina Ceyer
Sjbarne Iztanmm
Shakrina Krianguva
Ausgabe #14: River Flows In You – Stephan Pfalzgraf ZERSTÖRT die schlechtesten Klavierstücke aller Zeiten
„River Flows In You“, der Walzer aus „Die Wunderbare Welt der Amélie“, „Ballade pour Adeline“ und so ziemlich alles von Ludovico Einaudi – es gibt Stücke, die so furchtbar sind, dass sich nichteinmal die Folterknechte in Guantanamo getrauen, sie zur seelischen Zermürbung ihrer Opfer einzusetzen. Jahrelang hat sich Stephan Pfalzgraf von seinen Klavierschülern überreden lassen, diese Stücke mit ihnen einzustudieren – bis er schließlich bei einer besonders „emotionalen“ Schüler-Interpretation von „Für Elise“ eine Panikattacke bekam. Nach zwei Jahren geschlossener Anstalt sind sich die Psychiater nun sicher: Er kann seine mentale Stabilität nur wiedererlangen, indem er jedes einzelne dieser Machwerke musikalisch zerstört. Zu diesem Zweck hat Pfalzgraf einen Altar vorbereitet, eine Art aztekischen Opfertisch, mit dessen Hilfe er die Stücke spielen und musikalisch auseinandernehmen kann. Er reichert sie dann mit neuen Tönen, anderen Rhythmen an, und versucht sich an der schier unmenschlichen Aufgabe, ihnen durch Neuinterpretation musikalischem Sinn zu entlocken. Dies, behaupten die Ärzte, ist seine letzte Chance der geistigen Umnachtung zu entkommen.
Leiden auch Sie unter Neurosen, Wahn- oder Zwangsvorstellungen durch den Genuss solcher Stücke? Unterziehen Sie sich der pfalzgrafschen Musiktherapie. Sie werden es in jedem Fall bereuen!
Ausgabe # 13: Abenteuer – Ein Klaviermusikdrama
Furchtbar, wenn man einen Roman fertig geschrieben hat: Die vielen liebgewonnenen Figuren sind mit einem mal für immer verschwunden, eingesperrt zwischen zwei Buchdeckeln. Was tun? Man könnte sich von Kollege Richard Wagner („Der Ring des Nibelungen“) inspirieren lassen und Melodien für jede Figur (Leitmotive) komponieren, die man dann in Klaviermusik zum klingen bringt! Jede Melodie steht für ihre Figur, und in der Musik verbinden sie sich miteinander, verwandeln sich, passen sich den wechselnden Harmonien und Rhythmen an. So leben die Protagonisten in der Musik ein bisschen weiter. (Das Buch muss man übrigens nicht kennen, so wie ja auch die wenigsten Wagnerianer das Nibelungenlied auf Mittelhochdeutsch gelesen haben.) Wie immer ist bei Pfalzgraf alles improvisiert. Die Motive werden zusammen mit dem Publikum aufgespürt, damit man der musikalischen Entwicklung folgen kann. Und dann sind die Zuhörer eingeladen, selbst mitzukomponieren: Indem sie dem Pianisten die Leitmotive zurufen, können sie in das Geschehen des „Klaviermusikdramas“ eingreifen.
Ausgabe #12 – Popsongs in Sonatenform
Es ist Sommer. Pfalzgraf spielt Popsongs. Aber es wäre nicht die L(ö/e)sung, wenn hier einfach nur Piano-Covers vorgetragen würden. Pfalzgraf nimmt die größten Melodien der Popgeschichte und spielt sie auf ganz besondere Weise: in Sonatenform. Quasi so, wie Mozart und Beethoven sie vorgetragen hätten. Und damit das auch verständlich wird, gibt’s noch einen kleinen Vortrag darüber was das eigentlich ist, eine Sonatenform. Es ist Sommer. Spielen wir Popsongs. In Sonatenform.
Ausgabe #11: „Ästhetische Aufrüstung – Beiträge zu Konzeption und Bau einer chromatischen Bombe„
Besuchen Sie die Online – Ausstellung!
Endlich wird wieder aufgerüstet. Die Künstler sind noch ein bisschen bewegungsfaul, aber die Veranstalter haben ja schon vorgelegt und Konzerte aufgrund der Herkunft der Komponisten und Musiker abgesagt. Wir sagen: Gut so! Davon kann man lernen! Und jetzt wird es Zeit, dass auch die Künstler selbst sich fragen, auf welcher Seite sie stehen: Gut oder Böse? Dann stellt sich die nächste Frage: Wie kommen wir dem Bösen bei? Ist Kunst nicht ziemlich wirkungslos? Mitnichten! Herr Prof. Dr. Dr. Franz Apfelghast hat die Lӛsung: In intensiver Forschungsarbeit hat er eine Möglichkeit gefunden, wie man Musik zu einer tödlichen Waffe umfunktionieren kann. Dann wird es endlich möglich, Menschen auch mit Kunst zu eliminieren. Wir konnten Herrn Prof. Dr. Dr. Apfelghast für einen Vortrag zum Thema „Ästhetische Aufrüstung – Beiträge zu Konzeption und Bau einer chromatischen Bombe“ gewinnen.
Die Lӛsung #10: The Piano Battle – Swing Game
Wer nicht gefällt, muss zu den Löwen! Acht der besten Pianistinnen und Pianisten Mannheims sind in der Arena! – ein falsches Tönchen kann den Tod bedeuten! Sie alle hatten einen Monat Zeit, um den selben Song zu lernen: Den wohl schönsten aller Standards (welcher das genau ist, bleibt geheim). Keine Sorge: Langeweile kommt da keine auf, denn jedes Mal erklingt das Stück in völlig neuem Stil. Auf jedem Tisch befindet sich ein Knopf, mit denen das Publikum die Falltür in der Bühne öffnen kann. Wie im alten Rom. – Ok, das ist vielleicht gelogen. Unterhaltsamer als Squid Game ist das Swing Game allemal. Teilnehmer:
Justin Zitt, der juvenile Jungspund mit den flinken Fingern
Clara Vetter, die Meisterin des freien Spiels und filigraner Klangstrukturen (Gast aus Stuttgart)
David Heiner, der Hansdampf in allen Gassen: Klassik, Pop und Jazz hat er bereits gewonnen.
Lukas Derungs, Groove-Genie, Zen-Mönch und Rapmusik-Legende
Nicolai Daneck, ehemaliges Wunderkind und jetziger Jazzpolizeidirektor
Luiz Blumenschein, der hochrenommierte brasilianische Korrepetitor und Improvisator
und Stephan Pfalzgraf (macht auch mit)
außerdem Juliana Blumenschein (Gesang) und Anastasia Churbanova (freie Improvisation)
Ausgabe #9 : Das Marionetten-Orchester
Hereinspaziert, hereinspaziert! Mannheims Kultur-Impressario Stefano Conte Palatinado bringt die Sensation in die Stadt! Dr. Pfalzensteins Weltberühmtes Marionetten-Orchester spielt auf! Nicht etwa Marionetten, die spielen wie Menschen – sondern Menschen, die wie Marionetten spielen! Durch magnetistisch-mesmeristische Hypnosetechniken und -Apparaturen hat Pfalzenstein sich die besten Musiker der Welt unterworfen und so ein Orchester zusammengestellt, welches seinem unbedingten Willen unterworfen ist. Endlich ist es einem Künstler gelungen, seine eigene Vision umzusetzen – kein nerviges Diskutieren mit aufmüpfigen, unvorbereiteten Musikern mehr, keine Gagenansprüche, keine Kompromisse! Es ist der Traum eines jeden Künstlers, der hier wahr wird. Und natürlich der Traum des Publikums: keine Star-Allüren, keine nervigen emotionalen Ausbrüche, perfekte Ausführung, so viele Zugaben wie das Publikum wünscht! Das Marionettenorchester arbeitet mit dämonischer Kraft bis zur völligen Erschöpfung – und das ohne Murren! Zwischenfälle wie die Entwicklung eines eigenen Willens und eine Rebellion der Marionetten sind mit ziemlicher Sicherheit ausgeschlossen!
6. April 2022, 20:00 Uhr c.t.
Kazzwoo Mannheim
Catalina Geyer – Mezzo-Sopran
Carolina Blumenschein – Geige
Jakob Obleser – Kontrabass
Stephan Pfalzgraf – Klavier
Einführungs-Show: Arno the Breakdancer
Zum Konzept:
Musiker brauchen ein gutes Gehör: Sie können den Melodien anderer Musiker im Abstand weniger Millisekunden folgen. Die Lӛsung #9 erkundet die Möglichkeiten der Synchronisation zwischen einzelnen Spielern. In der allgemeinen Wahrnehmung steht die improvisatorische Interaktion von Jazzmusikern der ausführenden, agogisch-dynamischen Interaktion der klassischen Musiker gegenüber. Was, wenn sich in der Mitte dieser beiden Pole ein gemeinsames Zentrum befände? Eine Art uralte imitatorische Heterophonie, welche beide Elemente vereint; und was, wenn sich durch diesen Rekurs auf die Urform des gemeinsamen Musizierens ein quasi-hypnotischer Zustand einstellte, der auch das Publikum in seinen Bann zieht?
Wie immer ist die Verbindung von Anspruch und Unterhaltung zentrales Element der „Lӛsung“. Und wie immer ist Improvsiation der modus operandi. Alles kann gelingen, alles kann scheitern. So erhält der Abend eine Frische, die keine Netflix-Show jemals erreicht.
www.stephanpfalzgraf.de
Ausgabe #8 : Welt-Exegese
Kommentarspur (parallel mit dem Video starten)
In der aktuellen Ausgabe der Lӛsung kommentiert Pfalzgraf auf pianistische und literarische Weise seine Kollegen, andere Medien und sich selbst. Und er wird kommentiert, von Kollegen, der Stimme aus dem Off und natürlich von Ihnen, liebes Publikum!
» bisweilen erscheint es dem wanderer, als sei dieser berg überzogen von einer grünen haut, und als sei die natur überhaupt nichts anderes als ein grüner, in der ferne bläulich verblassender überzug auf dem gestein; und dann wieder denkt es ihn, dass ja auch die vegetation nichts anderes ist als eine komplexere organisationsform von gestein, wenn man so will. was ist eine pflanze anderes als ein lebender, wachsender stein? und demnach, so denkt es ihn, konnte man die natur begreifen als etwas, das sich selbst kommentiert, indem sie sich mit immer neuen und immer komplexeren schichten ihrer selbst überzieht. alles was ist, eine einzige anmerkung zur aussage: planet erde. auf dem flüssigen kern sitzen immer festere, geformte gesteinsschichten, darauf wachsen pflanzen als überzug, und sie unterscheiden sich nur durch ihre baupläne. Ihre bestandteile sind die selben elemente. und von diesen pflanzen ernähren sich die tiere, die ihrerseits lediglich ein belag auf den pflanzen sind, und kommentieren jene, indem sie sie anbauen und stutzen. und an den stränden liegen die tiere, wie ornamente derselben, wie laufende hunde und mäander, menschenmaßwerk. und wenn die tiere und pflanzen sterben, geben sie wiederum einen schlichteren kommentar ab in form ihrer bestandteile, werden zu öl oder kohle, aus denen dann andere tiere abermals ornamente in form von leuchtendem rauch und rasendem metall schaffen werden.«
Stephan Pfalzgraf : Piano und Text
Gäste : Anastasia Churbanova, Jan Dittmann, Johannes Hamm
Ausgabe #7
Die Lӛsung #7 – Klavier- und Textimprovisation
Die Lӛsung ist ein Ort der Inspiration, der Kontemplation, der Ästhetik: Nie weiß man, was auf einen zukommt, jedesmal verlässt man den Ort anders, als man ihn betreten hat. Einmal im Monat konfrontiert Pfalzgraf sein Publikum und sich selbst mit einer Aufgabe, einem Problem, einem Geistesblitz – aus welchem dann ein ganzes abendfüllendes Werk erwächst. Dieses mal wird es noch kompromissloser, noch reduzierter, noch schöner: Denn die Pandemie hat den Künstler kreativ bis auf den letzten Tropfen ausgesogen. Er hat kein Konzept, an dem er sich festhalten kann, keine Partner, die ihm die Bälle zuspielen. Zehn Finger, ein Flügel, ein Mikrofon. Mehr ist da nicht, und doch liegt gerade darin die große Chance: ein Werk aus reinstem Nichts zu schaffen, sich selbst an den Schnürsenkeln aus dem Sumpfe ziehen.
Ausgabe #6: Improvisationsmeisterschaften
Freunde des gepflegten Ball- und Ton-Sports, es ist soweit!
Die Regionalliga in der Kategorie Klavier-Improvisation Herren Ü30 kommt aus der Sommerpause. Allein aufgrund der Skurrilität der Disziplin „Klavierimprovisation“ kann Stephan Pfalzgraf mit Konkurrenzlosigkeit rechnen. Das wird ihm aber nicht viel helfen, denn die beinharten Tonsportexperten Michi Schreiner und Jan „Didi“ Dittmann kleckern nicht, sie holzen. Was da aus der Pressetribüne auf den Sportsfreund einprasselt, ist fast schon Angriffspressing. Mit Sachverstand und Sprachwitz kommentieren sie das Spielgeschehen auf dem Rasen – pardon – den Tasten – und heizen dem Spieler gehörig ein.
Die Grundidee der Veranstaltung besteht darin, mittels eines Kommentars durch Musiker, die sowohl im musiktheoretischen als auch im sportlichen Kontext bewandert sind, komplexe musikalische Sachverhalte verständlich zu machen. Improvisierte Musik lebt von der Anteilnahme des Publikums; doch während die Kunstform durch hohen Anspruch an Perfektion im 20.Jahrhundert in Vergessenheit geraten ist, hat sie sich auch weiterentwickelt, sodass es sinnvoll wird über ein didaktisches Element für Vermittlung zu sorgen. So wird es sowohl dem interessierten Laien als auch dem Musiklieberhaber möglich, eine hochkomplexe Musik als gute Unterhaltung zu genießen.
Ausgabe #5: Variantionen in Jazz und Klassik
Ausgabe #4: Harmonie-Lehre
Ausgabe #3: Improvisationswissenschaft
Ausgabe #2: Stimmen
Ausgabe #1: Expressionistischer Abend
(Die Lesung, Die Lösung, Was ist Die Lӛsung? Was ist die Lësung?)