Ist das menschliche Vorstellungsvermögen wirklich so mächtig, dass es (zumindest potenziell) die absolute Möglichkeit umspannt? D.h. ist die Imagination die letzte Grenze des Menschenmöglichen? Diese Frage stellt sich in beide Richungen: Ist alles, was möglich ist, auch denkbar? Und ist alles, was denkbar ist, auch möglich? Hat unser Schöpfer uns mit der Imagination das mächtige Werkzeug gegeben, mit dem wir uns selbst aus dem Sumpf der Unmöglichkeit heraus ziehen? Falls dem so ist, und die höchst unwahrscheinlichen Errungenschaften der menschlichen Spezies sprechen durchaus dafür (man denke nur an die Möglichmachung des Fliegens, unter ausdrücklicher Nicht-Nachahmung der evolutionären Errungenschaft des Flügelschlags), falls dem also so ist, ist immer noch dieser Möglichkeitsraum durch gewisses unwegsames Gelände erschwert: Wir sind uns nicht darüber bewusst, was direkt möglich ist, und was nur auf Umwegen (beziehungsweise außerhalb dieses Systems: gar nicht). Dieses unwegsame Gelände, dieses Nicht-Wissen der Spielregeln, ja das Ausgesetzt-Sein in einem Spiel, dessen Spielregeln wir durch Erkundung herausfinden müssen, markiert das menschliche Dasein. Diese ungleiche Viskosität verschiedener Furchen in der Existenz ist es aber auch, welche, analog den Spielregeln eines Brettspiels, den Sinn des Lebens überhaupt ausmachen. Der Sinn des Spiels besteht darin, die Spielregeln so zu befolgen, dass das Spiel reibungslos abläuft. Deswegen erschaffen Menschen Spiele, deren Spielregeln sie von vornherein wissen. Ein Spiel, dessen Spielregeln der Spieler erst herausfinden müsste, wäre ein wirklich großes Spiel (Diese Spiele gibt es bereits teilweise, nur scheitern Sie oft daran, dass die Möglichkeiten, die der menschliche Möglichkeit Sinn vorschlägt, nicht exploriert werden können, und dadurch Frustration (sog. Entfremdung) entsteht. In diesem Sinne ist die Half-Life-Reihe besonders genial, weil sie den idealen Mittelweg zwischen nahe liegenden Möglichkeiten und ihrer Ausführung beschreibt). Es ist also die Unverfügbarkeit der Spielregeln, welche die menschliche Existenz bereichert. Diese Unverfügbarkeit darf allerdings nicht soweit gehen, dass sie eine absolute Restriktionen ist: eine Unverfügbarkeit (im Sinne Hartmut Rosas) muss hier eine Responsibilität beinhalten; sonst ist sie einfach still und kalt. Man muss das Gefühl haben, dass ein lebendiges Wesen mit einem interagiert, resoniert. Hieraus lässt sich auch ableiten, was ein großes Kunstwerk ist, nämlich