der balkon der nachbarin trägt meinen spiegel seit heut morgen. eine stimme weckt mich aus dem mittagsschlaf, es ist das gurren einer taube. ich wage, voller scham, den indiskreten blick hinüber. dort am boden sitzt der vogel, schwer verliebt in eine zweite taube, welche jede seiner gesten nachahmt. diese zweite taube wohnt in einer welt, der unsren gleich, nur durchweg umgestülpt. sie pickt die scheibe, will heraus, doch immer wenn sie einen schritt zur öffnung macht, springt ihr verliebter gegenpart in unsrer welt ihr rasch entgegen, wehrt sie ab durch seine lust. die taube sitzt seit stunden dort, sie pickt das glas und kackt die fliesen voll. sie kann die schlichte wahrheit nicht erkennen, dass der vogel dort im spiegel nur herübertreten könnte, wenn sie ihm entsagte, ein für alle mal den ort verließe. selbst in diesem falle könnte sie nicht rein, weil sie dann auch woanders wäre. sie sitzen also aufgelöst beisammen, finden niemals näher zueinander als zum rand der hüllen ihrer tauben körper.