Das Denken über den Fortschritt hat immer daran gelitten, dass wer fortschreitet, auch immer mehr sieht und damit auch sein eigenes Nichtwissen sieht, also die sokratische Erkenntnis mehr und mehr wahrnehmen muss. Mit zunehmender Erkenntnis des Nichtwissens konvergieren wir zwar an etwas, von dem wir relativ sicher sind (aber nicht absolut sicher), dass wir es niemals erreichen können, Aber wir sind dann auch versucht, diese zunehmende Evidenz des Nicht-Erfahren-Haben, des Nicht-Ankommens, als Beweis dafür zu werten, dass man gar nicht ankommen kann und demnach den Schluss zu ziehen, dass es uns heute schlechter geht, dass wir heute weniger weit sind, dass wir heute weniger wissen als je zuvor. Diese Subtilität stellt eine der größten Fallen für den modernen Menschen dar.
26. Mai 2024
Kommentare von stephan